Der 'Pfeiler der aufgehenden Sonne', so die deutsche Übersetzung, befindet sich auf der Südseite des Mont Collon bei Arolla. Obschon der Mont Collon kein sehr bekannter Berg ist, hat doch die Route einen gewissen Nimbus. Dies alleine schon wegen der klettertechnischen Schwierigkeit vom fünften Grad, aber auch wegen der durchaus beeindruckenden Höhe des Pfeilers und der Tatsache, dass die Route komplett selber abgesichert werden muss. Die Täler im Zentralwallis bekommen zudem relativ wenig Niederschlag, deshalb sind die Gletscher und auch die Bergschründe hier deutlich kleiner als in Chamonix - auch dies ein gutes Argument, in diesem Hitzesommer für einmal mit Sophie eine hochalpine Klettertour in diesem Gebiet zu wagen. Der Aufstieg ins Refuge Bouquetins ist grösstenteils flach, führt aber durch eine schöne, wilde, aber ziemlich schuttreiche Hochgebirgslandschaft. Der Anblick der ausgeaperten Nordflanke des Mont Brule ist kein schöner Anblick! Das Biwak selber ist zweckmässig eingerichtet, mit einem Holzofen, Pfannen und Geschirr. Wir haben dennoch den Gaskocher dabei.
Am nächsten Morgen geht es um vier Uhr los, um halb sechs, im ersten Tageslicht, erreichen wir den Einstieg. Es lohnt sich unbedingt, sich bereits am Vortag beim Zustieg zum Biwak ein genaues Bild der komplexen, zergliederten SE-Wand des Mont Collon zu machen. Der Pfeiler und der Einstieg lässt sich aus der Ferne problemlos identifizieren, steht man dann am Morgen unter der Wand, ist die Orientierung praktisch unmöglich! Zudem sieht man kaum Spuren, die wenigen Steinmännchen sind halb zerfallen und kaum mehr von natürlichen Steinhaufen zu unterscheiden.
Über eine Geröllhalde und leichte Platten (II) erreichen wir, etwas nach links ausholend, ein kleines Bändchen etwas links der Achse des Pfeilers. Hier beginnt die Kletterei. Zu Beginn ist diese noch sehr leicht, so im zweiten und knappen dritten Grad.
Wir gehen parallel und kommen so innerhalb von einer knappen halben Stunde bereits zur nominellen Schlüssellänge der Tour, der 5a-Verschneidung. Ein gebohrter Stand (die einzige fixe Absicherung der ganzen Tour) markiert den Beginn dieser Länge. Die Fünfer-Stelle besteht aus einer kurzen, senkrechten Riss-Verschneidung, die sehr gut mit Cams absicherbar ist.
Mittlerweile erreicht uns die Sonne ('le soleil levant...') und die vormals kalte Kletterei wird zum Hochgenuss!
Die Kletterei ist hier wieder sehr einfach, wir gehen wiederum parallel und machen schnell Höhe. Bald erreichen wir den dritten Turm, den wir rechts anstatt wie im Topo angegeben links umgehen. Der Fels ist zwar nicht überall bombenfest, aber doch meistens gut und griffig. Hier im Bild erkennt man rechts die imposante Gipfelbastion, die uns später noch etwas Kopfzerbrechen machen wird.
Wir erreichen jetzt den im Führer 'markanten Turm' genannten Gendarmen. Er wird in einer wirklich grossartigen und mit den Bergschuhen gar nicht so einfachen Seillänge erklettert. Zu Beginn eine recht knifflige Platte ohne Absicherungsmöglichkeit, gefolgt von einem etwa 8m langen Quergang nach links (hier ist das Topo aus dem keepwild wirklich hilfreich).
Es folgt ein diagonal nach rechts oben verlaufender Riss, der +- ordentlich absicherbar ist und nochmals mit kräftiger Gegendruck-Kletterei aufwartet. Insgesamt ist diese rund 40m lange Seillänge deutlich wilder als die Rissverschneidung unten.
Eine leichter Quergang führt uns zur aus imposanten, ausserordentlich steilen Gipfelbastion. Und hier wird auch die Orientierung deutlich komplexer. Das Topo ist hier leider auch fehlerhaft, insbesondere die Längenangaben der Seillängen. Ich klettere ein Kamin auf der linken Seite etwa 10m hoch und traversiere dann auf einem Band etwa 15m nach rechts zu einem Podest aus abgespaltenen Schuppen. Hier meint das Topo, man müsse jetzt nochmals 40m nach rechts queren. Dies ist auch was wir machen - obschon ich im Nachhinein sicher bin, dass man vom Podest problemlos hätte gerade hochklettern können (auf camptocamp ist nochmals eine andere Variante beschrieben).
Jedenfalls queren wir jetzt auf einem grünlichen Band nochmals etwa 30m nach rechts (4. Grad), um ein Kaminsystem zu erreichen. Dieses hoch (4er). Jetzt stellen wir fest, dass wir mitten in der steilen Südwand stehen, und nicht mehr auf dem Pfeiler. Sophie klettert eine Rampe nach links, danach in bestem Fels direkt hoch (oberer 4. Grad).
Die nächste Seillänge führt über ein Bändchen nach links. Hier erreichen wir wieder die Route, an zwei Schlaghaken ersichtlich. Es geht nochmals steil und griffig hoch (oberer 4er), bevor sich der Pfeiler zurücklegt.
Über einfaches Gehgelände (II) erreichen wir innert wenigen Minuten den Gipfel des Mont Collons. Insgesamt hat uns die Kletterei etwas über fünf Stunden gekostet, ohne den Abstecher in die Südwand wären es vielleicht noch etwas weniger gewesen.
Der Abstieg über die Westwand ist einfach, aber etwas mühsam. Oben seilt man etwa vier mal 20-25m ab, gefolgt von mühsamem Abklettern in brüchigem Zweiergelände. Nach etwas über zwei Stunden erreichen wir den Gletscher. Dieser wartet mit ebenfalls mühsam zu begehenden Büsserschnee auf, so dass der Hatscher zur Vignettes-Hütte etwas länger dauert als vorausgesagt. Es folgt noch ein relativ kurzer Abstieg nach Arolla, wo wir pünktlich aufs letzte Posti ankommen.
Facts:
Mont Collon, "Voie du soleil levant", III, SS, 5b, 570m Kletterstrecke
Material: Set Cams 0.5-2, Klemmkeile, Zackenschlingen, Pickel und Steigeisen. Wir haben ein 40m Einfachseil dabeigehabt, was auch für den Abstieg problemlos gereicht hat.
Eine sehr schöne, lohnende und eindrückliche Fels-Hochtour. Aufgrund der Steilheit und schwieriger Orientierung im oberen Teil ist eine gewisse Ernsthaftigkeit nicht von der Hand zu weisen. Im Vergleich zu einer Chamonix-Klettertour ist SS vielleicht etwas hoch gegriffen, aber die Kletterei ist deutlicher anspruchsvoller als am Lauteraargrat von drei Wochen.
Am nächsten Morgen geht es um vier Uhr los, um halb sechs, im ersten Tageslicht, erreichen wir den Einstieg. Es lohnt sich unbedingt, sich bereits am Vortag beim Zustieg zum Biwak ein genaues Bild der komplexen, zergliederten SE-Wand des Mont Collon zu machen. Der Pfeiler und der Einstieg lässt sich aus der Ferne problemlos identifizieren, steht man dann am Morgen unter der Wand, ist die Orientierung praktisch unmöglich! Zudem sieht man kaum Spuren, die wenigen Steinmännchen sind halb zerfallen und kaum mehr von natürlichen Steinhaufen zu unterscheiden.
Über eine Geröllhalde und leichte Platten (II) erreichen wir, etwas nach links ausholend, ein kleines Bändchen etwas links der Achse des Pfeilers. Hier beginnt die Kletterei. Zu Beginn ist diese noch sehr leicht, so im zweiten und knappen dritten Grad.
Wir gehen parallel und kommen so innerhalb von einer knappen halben Stunde bereits zur nominellen Schlüssellänge der Tour, der 5a-Verschneidung. Ein gebohrter Stand (die einzige fixe Absicherung der ganzen Tour) markiert den Beginn dieser Länge. Die Fünfer-Stelle besteht aus einer kurzen, senkrechten Riss-Verschneidung, die sehr gut mit Cams absicherbar ist.
Mittlerweile erreicht uns die Sonne ('le soleil levant...') und die vormals kalte Kletterei wird zum Hochgenuss!
Die Kletterei ist hier wieder sehr einfach, wir gehen wiederum parallel und machen schnell Höhe. Bald erreichen wir den dritten Turm, den wir rechts anstatt wie im Topo angegeben links umgehen. Der Fels ist zwar nicht überall bombenfest, aber doch meistens gut und griffig. Hier im Bild erkennt man rechts die imposante Gipfelbastion, die uns später noch etwas Kopfzerbrechen machen wird.
Wir erreichen jetzt den im Führer 'markanten Turm' genannten Gendarmen. Er wird in einer wirklich grossartigen und mit den Bergschuhen gar nicht so einfachen Seillänge erklettert. Zu Beginn eine recht knifflige Platte ohne Absicherungsmöglichkeit, gefolgt von einem etwa 8m langen Quergang nach links (hier ist das Topo aus dem keepwild wirklich hilfreich).
Es folgt ein diagonal nach rechts oben verlaufender Riss, der +- ordentlich absicherbar ist und nochmals mit kräftiger Gegendruck-Kletterei aufwartet. Insgesamt ist diese rund 40m lange Seillänge deutlich wilder als die Rissverschneidung unten.
Eine leichter Quergang führt uns zur aus imposanten, ausserordentlich steilen Gipfelbastion. Und hier wird auch die Orientierung deutlich komplexer. Das Topo ist hier leider auch fehlerhaft, insbesondere die Längenangaben der Seillängen. Ich klettere ein Kamin auf der linken Seite etwa 10m hoch und traversiere dann auf einem Band etwa 15m nach rechts zu einem Podest aus abgespaltenen Schuppen. Hier meint das Topo, man müsse jetzt nochmals 40m nach rechts queren. Dies ist auch was wir machen - obschon ich im Nachhinein sicher bin, dass man vom Podest problemlos hätte gerade hochklettern können (auf camptocamp ist nochmals eine andere Variante beschrieben).
Jedenfalls queren wir jetzt auf einem grünlichen Band nochmals etwa 30m nach rechts (4. Grad), um ein Kaminsystem zu erreichen. Dieses hoch (4er). Jetzt stellen wir fest, dass wir mitten in der steilen Südwand stehen, und nicht mehr auf dem Pfeiler. Sophie klettert eine Rampe nach links, danach in bestem Fels direkt hoch (oberer 4. Grad).
Die nächste Seillänge führt über ein Bändchen nach links. Hier erreichen wir wieder die Route, an zwei Schlaghaken ersichtlich. Es geht nochmals steil und griffig hoch (oberer 4er), bevor sich der Pfeiler zurücklegt.
Über einfaches Gehgelände (II) erreichen wir innert wenigen Minuten den Gipfel des Mont Collons. Insgesamt hat uns die Kletterei etwas über fünf Stunden gekostet, ohne den Abstecher in die Südwand wären es vielleicht noch etwas weniger gewesen.
Der Abstieg über die Westwand ist einfach, aber etwas mühsam. Oben seilt man etwa vier mal 20-25m ab, gefolgt von mühsamem Abklettern in brüchigem Zweiergelände. Nach etwas über zwei Stunden erreichen wir den Gletscher. Dieser wartet mit ebenfalls mühsam zu begehenden Büsserschnee auf, so dass der Hatscher zur Vignettes-Hütte etwas länger dauert als vorausgesagt. Es folgt noch ein relativ kurzer Abstieg nach Arolla, wo wir pünktlich aufs letzte Posti ankommen.
Facts:
Mont Collon, "Voie du soleil levant", III, SS, 5b, 570m Kletterstrecke
Material: Set Cams 0.5-2, Klemmkeile, Zackenschlingen, Pickel und Steigeisen. Wir haben ein 40m Einfachseil dabeigehabt, was auch für den Abstieg problemlos gereicht hat.
Eine sehr schöne, lohnende und eindrückliche Fels-Hochtour. Aufgrund der Steilheit und schwieriger Orientierung im oberen Teil ist eine gewisse Ernsthaftigkeit nicht von der Hand zu weisen. Im Vergleich zu einer Chamonix-Klettertour ist SS vielleicht etwas hoch gegriffen, aber die Kletterei ist deutlicher anspruchsvoller als am Lauteraargrat von drei Wochen.
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