Die Aiguilles de Chamonix - berühmte Kletterberge, welche das Tal von Chamonix dominieren. Wie oft habe ich schon, in einem Café in Chamonix sitzend, hochgeschaut an die wilden Spitzen. Und mittlerweile auch schon einige tolle Touren gemacht. Was ich aber bis vor kurzem noch kaum in Erwägung gezogen habe, ist, dieses Gebirge zu überschreiten. Ein wilder Ritt mit über 20 Stunden Kletterzeit, ein stetiger Wechsel zwischen klassischen Kletterstellen und ausgesetzten Abseilereien - mit obligatorischem Freiluftbiwak auf dem Grat!
Wie es halt so ist, oftmals reicht eine kurze Inspiration, um einen Traum Realität werden zu lassen. Die Realität in diesem Falle wiegt etwas über 10kg und beinhaltet neben dem vollständigen 'Rack' auch Mätteli, Schlafsack, Kocher und was man sonst zum Überleben braucht. Immerhin braucht man ihn nicht hochzutragen, das besorgt die Seilbahn auf die Aiguille du Midi. Am Donnerstag um 20 nach sieben verlassen wir den berühmten Eisstollen und betreten den schmalen Grat - der erste Teil unserer Reise!
Wegen den dichten Wolkenfeldern ist die nächtliche Abstrahlung minimal, der Schnee von Beginn an pflotschig. Aber dank einer guten Spur gelangen wir - abgesehen von einem Seilverhänger am Rognon du Plan - reibungslos in drei Stunden auf die Aiguille du Plan. Kurze Nervosität auf dem Gipfel, hat viel Volk, und wir wollen nicht allzu viel Zeit verschwenden. Und dann stechen wir auf ins Unbekannte, ins Abenteuer!
Ein kurzer Abstieg über leichten Fels, dann Querung in der NW-Flanke zu einem Eiscouloir, welches sich in einer Art Höhle am Dent du Crocodile verliert. Wir steigen etwa 30 Meter im Couloir hoch, bis man an einer Art Hangelschuppe nach rechts in den Fels klettern kann.
Ich klettere noch etwa fünf Meter weiter nach links, hinter einem Block öffnet sich ein kurzer Kamin. Gar nicht so einfach, diesen mit dem Rucksack und dem aussen befestigten Mätteli hochzuschrubben! Aber schon wenig später erreichen wir den Gipfel des Dent du Crocodile. Auf der Rückseite seilen wir 30 Meter ab, erreichen wieder den Grat, um nach ein paar Meter Klettern eine weitere Abseilstelle zu finden, die uns in den Schnee führt. Gegenanstieg durch einen Kamin, wiederum abklettern, abseilen, ... nach etwa drei Stunden erreichen wir den Sattel zwischen Crocodile und Caiman, wo wir eine Pause einlegen. Bis hierhier haben wir in etwa die Führerzeiten eingehalten, aber jetzt wird die Kletterei schwerer!
Die erste Seillänge ist noch leicht, kaum mehr als ein Dreier. Dann aber wird der Fels steil und kompakter. An wunderschönen Rissen, natürlich selber abzusichern, geht es steil hoch, etwa 5b.
Die dritte Seillänge beginnt leicht, führt dann aber über eine mit Chickenheads übersäte Platte. Auch nicht einfach mit den Schweren!
Wir haben jetzt den Gipfel des Caiman erreicht. Warum aber ist die Führer-Seilschaft vor uns so nervös? Bald erfahren wir es: Der Guide hat einen der Schlaghaken an der Abseilstelle ausgerissen! So wird um einen leider etwas stumpfen Felszacken eine Reepschnur gelegt, rückversichert, und an der abgeseilt. 40 Meter senkrecht geht es runter, auf einen schmalen Sims hunderte von Metern über dem Abgrund! Dort Stand an Klemmkeilen und Friends, ausgesetzte Querung und mühsamer Riss (5c+, p.a. an Friend) hoch auf ein Gesimse. Von hier geht es einmal mehr ausgesetzt nochmals 40 Meter runter auf ein Schneeband. Im Bild die vorangehende französische Seilschaft.
Die Querung im weichen Schnee ist ebenfalls etwas delikat, aber schlussendlich erreichen wir eine weitere Abseilstelle, welche uns endlich in die Col du Caiman bringt. Wir haben für den Caiman ganze vier Stunden gebraucht. Eine kurze Querung im Schnee, dann wieder ein Felsgrat, und schlussendlich eine weitere Abkletterei / Abseilerei führt uns in den Col de Blaitiere. Mittlerweile ist es halb sieben, und wir beschliessen, es für heute gut sein zu lassen. Schliesslich lockt ein komfortabler Biwakplatz mit Schnee in unmittelbarer Nähe!
Der Biwakplatz, ein Adlerhorst über einem senkrechten Abbruch und hoch über Chamonix, ist wirklich atemberaubend! In der warmen Abendsonne, die gerade noch rechtzeitig hervorgekommen war, kochen wir Thomas' Astronautenfood. Bei dieser Aussicht schmecken sogar die Konservierungsstoffe!
Nach einer erstaunlich erholsamen und gar nicht so kalten Nacht weckt uns der Wecker um halb sechs. Schon bald leuchtet die Sonne am Caiman!
Um viertel vor sieben sind wir schlussendlich 'abmarschbereit'. Wobei 'Abmarsch' etwas irreführend ist, schliesslich warten schon die ersten Meter nach dem Biwakplatz mit Risskletterei im oberen dritten Grad auf. Endgültig wach wird man dann mit der wilden Abseilerei von der Schulter der Pte Lépinay in den Col du Fou.
Am Col du Fou beginnt die klettertechnische Schlüsselstelle der ganzen Tour. Wir wechseln deshalb auf die Kletterfinken. Der Auftakt macht eine Rissplatte, die wohl bei etwa 6a einchecken würde. Mit dem 'Aff' auf dem Rücken greife ich allerdings gerne an den Normalhaken und überwinde die Stelle p.a. Stand an Zackenschlinge und Friend. Die nächste Seillänge wartet mit einem Fingerriss auf, etwa 6a. Hier versuche ich dranzubleiben, was mit dem Gepäck nicht so einfach ist.
Es folgt etwas leichteres Gelände. Über Risse und Schuppen geht es hoch auf die Envers-Seite. Eine Kaminverschneidung mit einem kleinen Runout führt zu etwas Herzklopfen, aber dank den doch geringen Schwierigkeiten klappt alles tiptop... wenigstens bis wir eine sandige Terrasse unter dem Gipfelkopf erreichen. Hier müsste laut dem Eberlein-Führer eine Platte und ein Kamin folgen. Stattdessen stehen wir vor einer fast senkrechten Wand, dünne Risse, lose Steine. Was ist hier passiert? Die französische Seilschaft braucht eine kleine Ewigkeit für diese Stelle. Kein gutes Omen. Ich steige ein, steige drei Meter bis zu einem horizontalen Riss hoch. Böse Überraschung! Der Riss ist mit Sand gefüllt, Absichern praktisch unmöglich! Mit der Aussicht auf einen mindestens 5 Meter Runout ins unbekannte, schwer abzusichernde Gelände steige ich entmutigt zurück. Einen Red Bull Shot (soll ja Flügel verleihen) und etwas gutem Zureden durch Thomas steige ich nochmals ein. Dieses Mal aber ohne Rucksack. Den sandigen Riss hochwürgen -- da, ein dünner Riss! Hier versenke ich gleich zwei Cams (0.3 und 0.2). Jetzt gibt es immerhin keinen Grounder mehr! Das Gelände wird leichter und besser absicherbar, allerdings gilt es auf grosse, labile Blöcke aufzupassen. Endlich erreiche ich die Fou-Schulter. Eine grosse Erleichterung macht sich breit! Hätte ich das nicht gepackt, keine Ahnung, ob wir noch heute dort oben stehen würden. Laut dem Bergführer der französischen Seilschaft gab es hier wohl kürzlich einen Bergsturz. Jedenfalls ist diese Seillänge die Crux der Tour, auch wenn sie 'nur' etwa 5c+ ist.
Die letzte Seillänge auf den Gipfel des Fou ist dann mehr Kür als Pflicht, schöne Risse in schönem Fels. Dank der unangenehmen zweitletzten Länge haben wir doch 3.5h gebraucht für den Fou. Hier ein Rückblick auf die letzten anderthalb Tage:
Auf der Südostseite steigen wir zuerst ab, um dann einen Abseiler von 30 Meter auf ein Band in der SE-Wand zu machen. Hier können wir in einfacherem Gelände bis unter die Ciseaux queren. Ein Reiber, Querung, und nochmaligem Riss erlaubt uns die Ciseaux zu umgehen.
Nochmals etwas Gratkraxelei im dritten Grad, dann endlich erreichen wir, zum ersten Mal in den letzten zwei Tagen, wirklich leichteres Gelände. Bald stehen wir in der Breche zwischen den beiden Blaitière-Gipfeln. Eigentlich würde es sich anbieten, von hier den abgelegenen Gipfel der Blaitière in etwa 20 Minuten zu besteigen, aber die Zeit ist fortgeschritten. Es ist mittlerweile 13 Uhr vorbei, und die letzte Bahn fährt um 18 Uhr. Und der Abstieg kann schon noch unangenehme Überraschungen bereithalten! So steigen wir auf den (von oben gesehen) linken Seite des Spencer-Couloirs zuerst in losem Fels runter, um dann mehrere Abseilstellen zu finden. Später wiederum in sehr brüchigem, aber leichtem Fels runter bis zu einem letzten Abseiler, der es erlaubt, den Nantillons-Gletscher zu betreten.
Der Rest ist dann schnell erzählt: Abstieg über den Gletscher (inklusive Spurt unter dem Serac durch), ein letztes, nach mittlerweile fast 20 Stunden Kletterzeit eher unnötiges Abklettern über den Rognon, dann Traverse im Schnee auf die Moräne - und weitere anderthalb Stunden später zurück in der Zivilisation!
Hier ein Rückblick auf die letzten zwei Tage: Wir haben uns vom höchsten Punkt rechts bis zur mittigen Spitze bewegt - eigentlich eine beschämend kurze Distanz. Aber was für eine! Wir haben schlussendlich gut 20 Stunden reine Kletterzeit gebraucht (am ersten Tag elf Stunden, am zweiten Tag neun Stunden).
Facts:
Aiguilles de Chamonix, S-N Traverse, SS-, 6a, A1
Eine wilde, zweitägige Abenteuerreise ins Reich der bizarren Granittürme. Dominierend bei dieser Unternehmung ist der stetige Wechsel zwischen Klettern, Kraxeln und Abseilen, was eine effiziente Seilhandhabung nötig macht. Der Fels ist fast überall sehr gut, es hat aber auch ein nicht zu unterschätzender Anteil an Firn resp. Eis.
Material: Doppelseil 50 Meter (respektive, was wahrscheinlich noch besser wäre, wäre ein 40m Einfachseil und ein 40 Meter Zwillingsseil zum Abseilen). Vollständiges Set Friends 0.3-3, Klemmkeile, viele Zackenschlingen, Reepschnur für die Stände zu verbessern, allenfalls Hammer. Vollständiges Biwakmaterial.
Wie es halt so ist, oftmals reicht eine kurze Inspiration, um einen Traum Realität werden zu lassen. Die Realität in diesem Falle wiegt etwas über 10kg und beinhaltet neben dem vollständigen 'Rack' auch Mätteli, Schlafsack, Kocher und was man sonst zum Überleben braucht. Immerhin braucht man ihn nicht hochzutragen, das besorgt die Seilbahn auf die Aiguille du Midi. Am Donnerstag um 20 nach sieben verlassen wir den berühmten Eisstollen und betreten den schmalen Grat - der erste Teil unserer Reise!
Wegen den dichten Wolkenfeldern ist die nächtliche Abstrahlung minimal, der Schnee von Beginn an pflotschig. Aber dank einer guten Spur gelangen wir - abgesehen von einem Seilverhänger am Rognon du Plan - reibungslos in drei Stunden auf die Aiguille du Plan. Kurze Nervosität auf dem Gipfel, hat viel Volk, und wir wollen nicht allzu viel Zeit verschwenden. Und dann stechen wir auf ins Unbekannte, ins Abenteuer!
Ein kurzer Abstieg über leichten Fels, dann Querung in der NW-Flanke zu einem Eiscouloir, welches sich in einer Art Höhle am Dent du Crocodile verliert. Wir steigen etwa 30 Meter im Couloir hoch, bis man an einer Art Hangelschuppe nach rechts in den Fels klettern kann.
Ich klettere noch etwa fünf Meter weiter nach links, hinter einem Block öffnet sich ein kurzer Kamin. Gar nicht so einfach, diesen mit dem Rucksack und dem aussen befestigten Mätteli hochzuschrubben! Aber schon wenig später erreichen wir den Gipfel des Dent du Crocodile. Auf der Rückseite seilen wir 30 Meter ab, erreichen wieder den Grat, um nach ein paar Meter Klettern eine weitere Abseilstelle zu finden, die uns in den Schnee führt. Gegenanstieg durch einen Kamin, wiederum abklettern, abseilen, ... nach etwa drei Stunden erreichen wir den Sattel zwischen Crocodile und Caiman, wo wir eine Pause einlegen. Bis hierhier haben wir in etwa die Führerzeiten eingehalten, aber jetzt wird die Kletterei schwerer!
Die erste Seillänge ist noch leicht, kaum mehr als ein Dreier. Dann aber wird der Fels steil und kompakter. An wunderschönen Rissen, natürlich selber abzusichern, geht es steil hoch, etwa 5b.
Die dritte Seillänge beginnt leicht, führt dann aber über eine mit Chickenheads übersäte Platte. Auch nicht einfach mit den Schweren!
Die Querung im weichen Schnee ist ebenfalls etwas delikat, aber schlussendlich erreichen wir eine weitere Abseilstelle, welche uns endlich in die Col du Caiman bringt. Wir haben für den Caiman ganze vier Stunden gebraucht. Eine kurze Querung im Schnee, dann wieder ein Felsgrat, und schlussendlich eine weitere Abkletterei / Abseilerei führt uns in den Col de Blaitiere. Mittlerweile ist es halb sieben, und wir beschliessen, es für heute gut sein zu lassen. Schliesslich lockt ein komfortabler Biwakplatz mit Schnee in unmittelbarer Nähe!
Der Biwakplatz, ein Adlerhorst über einem senkrechten Abbruch und hoch über Chamonix, ist wirklich atemberaubend! In der warmen Abendsonne, die gerade noch rechtzeitig hervorgekommen war, kochen wir Thomas' Astronautenfood. Bei dieser Aussicht schmecken sogar die Konservierungsstoffe!
Nach einer erstaunlich erholsamen und gar nicht so kalten Nacht weckt uns der Wecker um halb sechs. Schon bald leuchtet die Sonne am Caiman!
Um viertel vor sieben sind wir schlussendlich 'abmarschbereit'. Wobei 'Abmarsch' etwas irreführend ist, schliesslich warten schon die ersten Meter nach dem Biwakplatz mit Risskletterei im oberen dritten Grad auf. Endgültig wach wird man dann mit der wilden Abseilerei von der Schulter der Pte Lépinay in den Col du Fou.
Am Col du Fou beginnt die klettertechnische Schlüsselstelle der ganzen Tour. Wir wechseln deshalb auf die Kletterfinken. Der Auftakt macht eine Rissplatte, die wohl bei etwa 6a einchecken würde. Mit dem 'Aff' auf dem Rücken greife ich allerdings gerne an den Normalhaken und überwinde die Stelle p.a. Stand an Zackenschlinge und Friend. Die nächste Seillänge wartet mit einem Fingerriss auf, etwa 6a. Hier versuche ich dranzubleiben, was mit dem Gepäck nicht so einfach ist.
Es folgt etwas leichteres Gelände. Über Risse und Schuppen geht es hoch auf die Envers-Seite. Eine Kaminverschneidung mit einem kleinen Runout führt zu etwas Herzklopfen, aber dank den doch geringen Schwierigkeiten klappt alles tiptop... wenigstens bis wir eine sandige Terrasse unter dem Gipfelkopf erreichen. Hier müsste laut dem Eberlein-Führer eine Platte und ein Kamin folgen. Stattdessen stehen wir vor einer fast senkrechten Wand, dünne Risse, lose Steine. Was ist hier passiert? Die französische Seilschaft braucht eine kleine Ewigkeit für diese Stelle. Kein gutes Omen. Ich steige ein, steige drei Meter bis zu einem horizontalen Riss hoch. Böse Überraschung! Der Riss ist mit Sand gefüllt, Absichern praktisch unmöglich! Mit der Aussicht auf einen mindestens 5 Meter Runout ins unbekannte, schwer abzusichernde Gelände steige ich entmutigt zurück. Einen Red Bull Shot (soll ja Flügel verleihen) und etwas gutem Zureden durch Thomas steige ich nochmals ein. Dieses Mal aber ohne Rucksack. Den sandigen Riss hochwürgen -- da, ein dünner Riss! Hier versenke ich gleich zwei Cams (0.3 und 0.2). Jetzt gibt es immerhin keinen Grounder mehr! Das Gelände wird leichter und besser absicherbar, allerdings gilt es auf grosse, labile Blöcke aufzupassen. Endlich erreiche ich die Fou-Schulter. Eine grosse Erleichterung macht sich breit! Hätte ich das nicht gepackt, keine Ahnung, ob wir noch heute dort oben stehen würden. Laut dem Bergführer der französischen Seilschaft gab es hier wohl kürzlich einen Bergsturz. Jedenfalls ist diese Seillänge die Crux der Tour, auch wenn sie 'nur' etwa 5c+ ist.
Die letzte Seillänge auf den Gipfel des Fou ist dann mehr Kür als Pflicht, schöne Risse in schönem Fels. Dank der unangenehmen zweitletzten Länge haben wir doch 3.5h gebraucht für den Fou. Hier ein Rückblick auf die letzten anderthalb Tage:
Auf der Südostseite steigen wir zuerst ab, um dann einen Abseiler von 30 Meter auf ein Band in der SE-Wand zu machen. Hier können wir in einfacherem Gelände bis unter die Ciseaux queren. Ein Reiber, Querung, und nochmaligem Riss erlaubt uns die Ciseaux zu umgehen.
Nochmals etwas Gratkraxelei im dritten Grad, dann endlich erreichen wir, zum ersten Mal in den letzten zwei Tagen, wirklich leichteres Gelände. Bald stehen wir in der Breche zwischen den beiden Blaitière-Gipfeln. Eigentlich würde es sich anbieten, von hier den abgelegenen Gipfel der Blaitière in etwa 20 Minuten zu besteigen, aber die Zeit ist fortgeschritten. Es ist mittlerweile 13 Uhr vorbei, und die letzte Bahn fährt um 18 Uhr. Und der Abstieg kann schon noch unangenehme Überraschungen bereithalten! So steigen wir auf den (von oben gesehen) linken Seite des Spencer-Couloirs zuerst in losem Fels runter, um dann mehrere Abseilstellen zu finden. Später wiederum in sehr brüchigem, aber leichtem Fels runter bis zu einem letzten Abseiler, der es erlaubt, den Nantillons-Gletscher zu betreten.
Der Rest ist dann schnell erzählt: Abstieg über den Gletscher (inklusive Spurt unter dem Serac durch), ein letztes, nach mittlerweile fast 20 Stunden Kletterzeit eher unnötiges Abklettern über den Rognon, dann Traverse im Schnee auf die Moräne - und weitere anderthalb Stunden später zurück in der Zivilisation!
Hier ein Rückblick auf die letzten zwei Tage: Wir haben uns vom höchsten Punkt rechts bis zur mittigen Spitze bewegt - eigentlich eine beschämend kurze Distanz. Aber was für eine! Wir haben schlussendlich gut 20 Stunden reine Kletterzeit gebraucht (am ersten Tag elf Stunden, am zweiten Tag neun Stunden).
Facts:
Aiguilles de Chamonix, S-N Traverse, SS-, 6a, A1
Eine wilde, zweitägige Abenteuerreise ins Reich der bizarren Granittürme. Dominierend bei dieser Unternehmung ist der stetige Wechsel zwischen Klettern, Kraxeln und Abseilen, was eine effiziente Seilhandhabung nötig macht. Der Fels ist fast überall sehr gut, es hat aber auch ein nicht zu unterschätzender Anteil an Firn resp. Eis.
Material: Doppelseil 50 Meter (respektive, was wahrscheinlich noch besser wäre, wäre ein 40m Einfachseil und ein 40 Meter Zwillingsseil zum Abseilen). Vollständiges Set Friends 0.3-3, Klemmkeile, viele Zackenschlingen, Reepschnur für die Stände zu verbessern, allenfalls Hammer. Vollständiges Biwakmaterial.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen