Für Corina als waschechte Bündnerin ist der Biancograt am Piz Bernina natürlich mehr als nur ein Grat - es ist wohl DER Inbegriff vom Bergsteigen schlechthin. Und so steht das Tourenziel für dieses Wochenende schon fest - wohl wissend das wir nicht die Einzigen mit diesem Plan sein werden.
Der Anfang ist gemächlich, mit der Rosskutsche gondeln wir ins Val Roseg.
Nachdem wir uns am Dessertbuffet im Hotel Val Roseg verlustiert haben, steigen wir in die Hütte auf - nicht ohne kräftig geduscht zu werden auf den letzten Metern. Aber wir haben Vertrauen in den Wetterbericht, der für morgen gutes Wetter verheisst.
Sonntagmorgen, 3:20. Mit etwa 50 anderen Leuten packen wir unser Zeugs und starten. Der Weg ist gut mit Reflektoren markiert, was auch nötig ist, er zieht sich einer recht ätzenden Schrofenflanke entlang, die Wegfindung wäre sehr anspruchsvoll. Aber eben, wir sind ja nicht alleine...
Nach etwa einer Stunde gelangen wir kurz auf den Schnee, dann geht es nochmals etwa eine Viertelstunde über leichte Felsplatten, schliesslich erreichen wir den Schneehang unter der Fuorcla Prievlusa.
Aufgrund der super Schneeverhältnissen entscheiden wir uns für den Direktaufstieg zum Pass. Zum Glück hat sich das Feld mittlerweile etwas verzogen. Wir steigen in super Trittschnee den ordentlich steilen Schneehang (~45°) zum Pass hoch. Dort begrüsst uns die Sonne.
Der weitere Aufstieg präsentiert sich tief verschneit. Ist bei dem Bruchfels aber eher von Vorteil.
Über verschneite Bänder und Couloirs gewinnen wir schnell an Höhe. Wir lassen es aber gemütlich angehen und lassen eine schnelle Gruppe überholen. Überhaupt war ich überrascht vom allgemein erfreulich hohen Niveau am Berg, wirklichen Stau hat es im Aufstieg nirgends gegeben. Liegt aber sicher auch daran, das bei praktisch allen Partien mindestens ein Bergführer dabei ist - sicherlich keine schlechte Idee bei dieser Tour! Bald kommt der ästhetische Höhepunkt der Tour, der Biancograt, zum Vorschein.
Den im Bild sichtbaren Felsaufschwung umgeht man rechts im leichten Firn und gelangt so an den Fuss des Firngrates.
Der Firngrat präsentiert sich - wie erhofft - in tadellosem Zustand. Super Trittschnee mit einer guten Spur. So macht das Hochsteigen Spass, und wir gelangen in knappen anderthalb Stunden auf den Piz Bianco, dem Vorgipfel.
Jetzt ist aber fertig lustig! Die Kehrseite vom guten Trittschnee auf dem Eisgrat ist der Trittschnee auf dem Fels. Und der lässt den Grat wahrlich garstig aussehen!
Aber im Bergsteigen ist es wie im richtigen Leben: Wenn es auch aus der Ferne unüberwindbar aussieht, so ist doch jeder einzelne Schritt gut machbar. Meistens im Firn, stellenweise im Fels, überklettert man den ersten Gratabschnitt. Aber ausgesetzt ist es!
Ein wirklich sehr steiler Firnhang mit perfekter Spur führt zur ersten Abseilstelle.
Von der Abseilstelle lassen wir uns gegenseitig etwa 15 Meter hinunter. Von hier steigt man im Schnee auf den markanten Zahn, wobei die letzten 10 Meter ordentlich steil sind (> 50°), fast schon Gully-mässig. Aber immer mit perfekten Tritten.
Nach einer zweiten kurzen Abseilstelle (10 Meter) gelangt man zum letzten Aufschwung (siehe im obigen Bild hinten). Wie so oft täuscht die Steilheit, man kann gut parallel hochsteigen, die Steilheit liegt bei etwa 45°.
Nach einem kurzen ebenen Gratstück stehen wir um 10:45 auf dem Gipfel. Für das letzte Gratstück haben wir doch zwei Stunden gebraucht, bei trockenem Fels wäre man wohl noch ein Tick schneller. Da wir heute nur noch in die Marco e Rosa-Hütte müssen, nehmen wirs gemütlich und geniessen das sonnige, windstille Wetter auf dem Gipfel. Aber irgendwann müssen wir runter...
Der Schnee ist mittlerweile etwas weich geworden. Über einen stellenweise schmalen, aber leichten Firngrat gelangen wir zur Abseilstelle. Leider tummeln sich auf dem Normalweg auf den Bernina aber allerlei zwielichtige Gestalten - wir beobachten innert einer Viertelstunde zuerst einen Fastabsturz eines Tschechen, der sein Abseilgerät? nicht beherrscht, und danach einen 20 Meter-Abrutscher eines Italieners, der mehr zufällig von seiner Seilpartnerin gehalten wird. Da verschlägt es sogar dem Bergführer, der zeitgleich mit uns absteigt, die Sprache... Ach ja, noch ein Wort zur Abseilstelle: Es sind insgesamt etwa 30 Meter, es hat aber mehrere Zwischenstände, so das man problemlos mit einem 30 Meter Einfachseil durchkommt.
Mit der Warterei zieht sich der Abstieg in die Länge, aber kurz vor 14 Uhr erreichen wir die Hütte und das kühle Bier.
Facts:
Piz Bernina, Biancograt (N-Grat), ZS, 7-10 Stunden von Hütte zu Hütte, je nach Verkehrsaufkommen auch mehr.
Absolut lohnende Tour, die ihrem Ruf durchaus gerecht wird. In ihrer Länge nicht zu unterschätzen, im oberen Felsgrat ist zudem effiziente Sicherungstechnik und Trittsicherheit wichtig. Im Zweifelsfall lohnt es sich wohl, einen Bergführer zu nehmen.
Material: Tourenpickel, Helm, Zackenschlingen, Abseilgerät.
Am nächsten Tag machen wir die Palü-Überschreitung, ideal zur aktiven Regeneration, und landschaftlich absolut lohnend. Wir starten um sechs Uhr.
Von der Hütte gelangt man in anderthalb Stunden zur Fuorcla Bellavista, wo der Spinasgrat auf den Palü-Westgipfel ansetzt.
Der Grat selber besteht aus wirklich gutem Fels (was man vom Biancograt nicht gerade behaupten kann), und ist gutmütig zu kraxeln. Allerdings sind die Felsen etwas überzuckert vom Schneefall von gestern Abend.
Und auch hier hat es ein paar ausgesetzte Passagen, dank der guten Spur aber immer im grünen Bereich.
Nach einer Stunde sind wir auf dem Hauptgipfel, nach einer weiteren halben Stunde auf dem Ostgipfel.
Von hier führt die Spur zuerst über einen kurzen Firngrat, danach einen steileren Hang (40°) auf eine Terrasse, und dann über ein paar eindrückliche Spalten bis unter die NW-Flanke des Piz Cambrena (da hat es übrigens eine tolle Eisrinne, die sogar noch jetzt, anfangs August, super ausgesehen hat!). Um halb 12 sitzen wir beim grossen Weizen auf der Diavolezza!
Facts:
Palü-Überschreitung, WS.
Wohl einer der besten Hochtouren in diesem Schwierigkeitsgrad - ästhetisch, abwechslungsreich, nie mühsam.
Material: Übliches Hochtourenzeugs, Gletschermaterial. Friends und Keile nur für diejenigen, die glauben, mit dem Zeugs am Gurt angeben zu müssen.
Der Anfang ist gemächlich, mit der Rosskutsche gondeln wir ins Val Roseg.
Nachdem wir uns am Dessertbuffet im Hotel Val Roseg verlustiert haben, steigen wir in die Hütte auf - nicht ohne kräftig geduscht zu werden auf den letzten Metern. Aber wir haben Vertrauen in den Wetterbericht, der für morgen gutes Wetter verheisst.
Sonntagmorgen, 3:20. Mit etwa 50 anderen Leuten packen wir unser Zeugs und starten. Der Weg ist gut mit Reflektoren markiert, was auch nötig ist, er zieht sich einer recht ätzenden Schrofenflanke entlang, die Wegfindung wäre sehr anspruchsvoll. Aber eben, wir sind ja nicht alleine...
Nach etwa einer Stunde gelangen wir kurz auf den Schnee, dann geht es nochmals etwa eine Viertelstunde über leichte Felsplatten, schliesslich erreichen wir den Schneehang unter der Fuorcla Prievlusa.
Aufgrund der super Schneeverhältnissen entscheiden wir uns für den Direktaufstieg zum Pass. Zum Glück hat sich das Feld mittlerweile etwas verzogen. Wir steigen in super Trittschnee den ordentlich steilen Schneehang (~45°) zum Pass hoch. Dort begrüsst uns die Sonne.
Der weitere Aufstieg präsentiert sich tief verschneit. Ist bei dem Bruchfels aber eher von Vorteil.
Über verschneite Bänder und Couloirs gewinnen wir schnell an Höhe. Wir lassen es aber gemütlich angehen und lassen eine schnelle Gruppe überholen. Überhaupt war ich überrascht vom allgemein erfreulich hohen Niveau am Berg, wirklichen Stau hat es im Aufstieg nirgends gegeben. Liegt aber sicher auch daran, das bei praktisch allen Partien mindestens ein Bergführer dabei ist - sicherlich keine schlechte Idee bei dieser Tour! Bald kommt der ästhetische Höhepunkt der Tour, der Biancograt, zum Vorschein.
Den im Bild sichtbaren Felsaufschwung umgeht man rechts im leichten Firn und gelangt so an den Fuss des Firngrates.
Der Firngrat präsentiert sich - wie erhofft - in tadellosem Zustand. Super Trittschnee mit einer guten Spur. So macht das Hochsteigen Spass, und wir gelangen in knappen anderthalb Stunden auf den Piz Bianco, dem Vorgipfel.
Jetzt ist aber fertig lustig! Die Kehrseite vom guten Trittschnee auf dem Eisgrat ist der Trittschnee auf dem Fels. Und der lässt den Grat wahrlich garstig aussehen!
Aber im Bergsteigen ist es wie im richtigen Leben: Wenn es auch aus der Ferne unüberwindbar aussieht, so ist doch jeder einzelne Schritt gut machbar. Meistens im Firn, stellenweise im Fels, überklettert man den ersten Gratabschnitt. Aber ausgesetzt ist es!
Ein wirklich sehr steiler Firnhang mit perfekter Spur führt zur ersten Abseilstelle.
Von der Abseilstelle lassen wir uns gegenseitig etwa 15 Meter hinunter. Von hier steigt man im Schnee auf den markanten Zahn, wobei die letzten 10 Meter ordentlich steil sind (> 50°), fast schon Gully-mässig. Aber immer mit perfekten Tritten.
Nach einer zweiten kurzen Abseilstelle (10 Meter) gelangt man zum letzten Aufschwung (siehe im obigen Bild hinten). Wie so oft täuscht die Steilheit, man kann gut parallel hochsteigen, die Steilheit liegt bei etwa 45°.
Nach einem kurzen ebenen Gratstück stehen wir um 10:45 auf dem Gipfel. Für das letzte Gratstück haben wir doch zwei Stunden gebraucht, bei trockenem Fels wäre man wohl noch ein Tick schneller. Da wir heute nur noch in die Marco e Rosa-Hütte müssen, nehmen wirs gemütlich und geniessen das sonnige, windstille Wetter auf dem Gipfel. Aber irgendwann müssen wir runter...
Der Schnee ist mittlerweile etwas weich geworden. Über einen stellenweise schmalen, aber leichten Firngrat gelangen wir zur Abseilstelle. Leider tummeln sich auf dem Normalweg auf den Bernina aber allerlei zwielichtige Gestalten - wir beobachten innert einer Viertelstunde zuerst einen Fastabsturz eines Tschechen, der sein Abseilgerät? nicht beherrscht, und danach einen 20 Meter-Abrutscher eines Italieners, der mehr zufällig von seiner Seilpartnerin gehalten wird. Da verschlägt es sogar dem Bergführer, der zeitgleich mit uns absteigt, die Sprache... Ach ja, noch ein Wort zur Abseilstelle: Es sind insgesamt etwa 30 Meter, es hat aber mehrere Zwischenstände, so das man problemlos mit einem 30 Meter Einfachseil durchkommt.
Mit der Warterei zieht sich der Abstieg in die Länge, aber kurz vor 14 Uhr erreichen wir die Hütte und das kühle Bier.
Facts:
Piz Bernina, Biancograt (N-Grat), ZS, 7-10 Stunden von Hütte zu Hütte, je nach Verkehrsaufkommen auch mehr.
Absolut lohnende Tour, die ihrem Ruf durchaus gerecht wird. In ihrer Länge nicht zu unterschätzen, im oberen Felsgrat ist zudem effiziente Sicherungstechnik und Trittsicherheit wichtig. Im Zweifelsfall lohnt es sich wohl, einen Bergführer zu nehmen.
Material: Tourenpickel, Helm, Zackenschlingen, Abseilgerät.
Am nächsten Tag machen wir die Palü-Überschreitung, ideal zur aktiven Regeneration, und landschaftlich absolut lohnend. Wir starten um sechs Uhr.
Von der Hütte gelangt man in anderthalb Stunden zur Fuorcla Bellavista, wo der Spinasgrat auf den Palü-Westgipfel ansetzt.
Der Grat selber besteht aus wirklich gutem Fels (was man vom Biancograt nicht gerade behaupten kann), und ist gutmütig zu kraxeln. Allerdings sind die Felsen etwas überzuckert vom Schneefall von gestern Abend.
Und auch hier hat es ein paar ausgesetzte Passagen, dank der guten Spur aber immer im grünen Bereich.
Nach einer Stunde sind wir auf dem Hauptgipfel, nach einer weiteren halben Stunde auf dem Ostgipfel.
Von hier führt die Spur zuerst über einen kurzen Firngrat, danach einen steileren Hang (40°) auf eine Terrasse, und dann über ein paar eindrückliche Spalten bis unter die NW-Flanke des Piz Cambrena (da hat es übrigens eine tolle Eisrinne, die sogar noch jetzt, anfangs August, super ausgesehen hat!). Um halb 12 sitzen wir beim grossen Weizen auf der Diavolezza!
Facts:
Palü-Überschreitung, WS.
Wohl einer der besten Hochtouren in diesem Schwierigkeitsgrad - ästhetisch, abwechslungsreich, nie mühsam.
Material: Übliches Hochtourenzeugs, Gletschermaterial. Friends und Keile nur für diejenigen, die glauben, mit dem Zeugs am Gurt angeben zu müssen.
Tolle Bilder!!!!!!!!! Gratulation zum Bernina. Bei uns war leider schlechtes Wetter vor 3 Wochen. Aber ichkomme wieder.
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