Es war eine zähe Zeit, dominiert von viel Arbeit bei der neuen Stelle, und anhaltend schlechtem Wetter an den Wochenenden. Aber endlich sollte es wieder mal eine grosse Tour zusammen mit Thomas geben!
Der Spinaspfeiler am Palü war eigentlich nicht auf meiner Wunschliste, und mir ist die Tour eigentlich eher zufällig während eines Brainstormings in den Sinn gekommen. Dank Bahn kurzer Zustieg, objektiv recht sichere Kletterei, und ein einfacher Abstieg. Ideal für diesen Juni, wo es in der Höhe immer noch sehr viel Schnee hat, und somit alpine Felstouren praktisch unmöglich sind.
Am Freitagnachmittag aus dem Büro geschlichen und mit der letzten Verbindung auf die Diavolezza. Vorfreude beim Anblick des hochwinterlich aussehenden Piz Palü mit den drei Pfeilern, von denen ich bis jetzt nur den Ostpfeiler kannte. Etwas Kopfzerbrechen macht uns höchstens den breiten Rutsch eines kürzlichen Gletscherabbruchs am Fusse des Spinaspfeiler. Dort müssen wir durchqueren!
Der Wecker wird auf halb 3 Uhr gestellt. Auch das sind Sommer-Hochtouren! Und auf diesen Teil könnte ich gerne verzichten, aber es ist halt 'part of the game'. Leider sind die ganze, eh schon kurze Nacht hindurch Wolken und Nebel um die Gipfel gewabert, infolgedessen war die Abstrahlung gleich 0. Wir sind froh um die Schneeschuhe. Wir beschleunigen kurz das Tempo, als wir die gigantische Rutschbahn durchqueren, und stehen bald am Einstieg. Eine tolle, hochalpine Szenerie, gigantische Seracs links und rechts, und wir mittendrin!
Wir wählen die Linie, welche ziemlich direkt dem Pfeiler folgt, und grob in drei Teile unterteilt werden kann: Zuerst ein wenig ausgeprägtes Couloir etwas rechts von der Kante, dann einem kombinierten Mittelteil auf der Pfeilerkante, und zuletzt die steile NE-Wand des Piz Spinas. Im Voraus haben wir befürchtet, der Schnee könnte grundlos tief und pflotschig sein. Aber zum Glück zieht eine tief ausgefräste Lawinenrunse das Couloir hinunter, welche ein äussert effizientes und bequemes Höhersteigen erlaubt. Bingo!
Das Couloir ist knappe 45° steil, wir verzichten hier auf das Seil. Schon nach einer knappen Stunde erreichen wir das Ende des Couloirs und erreicht die eigentliche Pfeilerkante. Das Gelände wird kombiniert.
Bei schlechten Verhältnissen müsste man hier über brüchige Platten hochgurken, bei perfekten Bedingungen würde sich durch harten Schnee jeglicher Felskontakt vermeiden lassen. Wir haben es irgendwo dazwischen erwischt, der Schnee bedeckt zwar den Fels, ist aber weich. So muss doch immer wieder mal sorgfältig im Fels gehookt werden. Ab und zu darf auch das teilweise die Felsen bedeckende, allerdings viel zu weiche Eis gehackt werden.
Wir erreichen einen breiten, steileren Felsriegel, und queren über ein Schneeband nach links, um die NE-Wand des Piz Spinas zu erreichen. Hier steigen wir ziemlich gerade hoch. Der Schnee ist tief, das Spuren anstrengend. Zum Glück können wir uns abwechseln. Und auch der Gipfel des Piz Palü rückt immer näher!
Wir erreichen wieder die Kante des Pfeilers, und folgen dieser in anhaltend steilem Gelände bis unter die Gipfelfelsen. Diese sehen recht unangenehm verschneit aus. Deshalb entscheiden wir uns für eine etwa 80m lange Traverse nach links in der Gipfelwand bis zu einer kleinen Scharte, wo sich der Grat erreichen lässt. Die Traverse im hier etwas über 50° steilen Firn ist ausgesetzt, und auf den letzten 20 Meter blank. Schon nach wenigen Metern brennen die Waden! Für mich eine neue Erfahrung, ich vermute dass mein weicher Sommer-Bergschuh sich eher weniger für steiles Eis eignet. Diesbezüglich ist mein Winterschuh, ein La Sportiva Spantik, ein super Gerät, allerdings wäre er viel zu warm im Sommer.
Nach einigen beherzten Pickelschlägen stehen wir auf dem Grat. Geschafft! Der Rest auf den Hauptgipfel ist reine Formsache, und kurz vor 10 Uhr stehen wir auf dem flachen Gipfel des Piz Palüs. Völlig alleine - die Handvoll Skifahrer sind bereits wieder abgefahren.
Der Abstieg über den Normalweg ist dann ziemlich ätzend - tiefer Nassschnee, drückende Temperaturen. Als 'Höhepunkt' dann der Gegenanstieg zur Diavolezza - wo als Belohnung ein kühles Bier und eine warme Dusche wartet!
Für den Sonntag wäre eigentlich noch ein eisiges Abenteuer am Piz Cambrena geplant gewesen. Aufgrund der viel zu hohen Temperaturen haben wir uns dann aber gegen Eis und für Fels entschieden. Schliesslich lockt am Berninapass einer der besten Klettergebiete von ganz Graubünden! Und ja, der rauhe, grossgriffige Kalk am Piz Lagalb erfüllt tatsächlich auch anspruchsvolle Felsliebhaber.
Facts:
Piz Palü, Spinaspfeiler, S, 50°, M2
Schöne, recht anhaltend steile Eistour über den rechten der drei Pfeiler. Vielleicht am ehesten noch mit dem Triftjigrat am Zermatter Breithorn zu vergleichen, wobei er vielleicht ein Tick weniger steil, dafür wesentlich anhaltender ist. Auf den 700hm gibt es keinen flachen Platz, um den Rucksack abzulegen! Ebenfalls zu beachten sind die objektiven Gefahren des Zustieges - hier Augen offenhalten und einen Gang höher schalten!
Material: Zwei Eisgeräte, ein paar Schrauben, reduziertes Set Klemmkeile und Friends für den Mixed-Teil. Bei schlechteren Verhältnissen evtl. Schlaghaken.
Ach ja, die Fotos in diesem Blog sind mit meiner neuen Kamera aufgenommen - Fujifilm X100. Bin sehr zufrieden mit dem Resultat!
Der Spinaspfeiler am Palü war eigentlich nicht auf meiner Wunschliste, und mir ist die Tour eigentlich eher zufällig während eines Brainstormings in den Sinn gekommen. Dank Bahn kurzer Zustieg, objektiv recht sichere Kletterei, und ein einfacher Abstieg. Ideal für diesen Juni, wo es in der Höhe immer noch sehr viel Schnee hat, und somit alpine Felstouren praktisch unmöglich sind.
Am Freitagnachmittag aus dem Büro geschlichen und mit der letzten Verbindung auf die Diavolezza. Vorfreude beim Anblick des hochwinterlich aussehenden Piz Palü mit den drei Pfeilern, von denen ich bis jetzt nur den Ostpfeiler kannte. Etwas Kopfzerbrechen macht uns höchstens den breiten Rutsch eines kürzlichen Gletscherabbruchs am Fusse des Spinaspfeiler. Dort müssen wir durchqueren!
Der Wecker wird auf halb 3 Uhr gestellt. Auch das sind Sommer-Hochtouren! Und auf diesen Teil könnte ich gerne verzichten, aber es ist halt 'part of the game'. Leider sind die ganze, eh schon kurze Nacht hindurch Wolken und Nebel um die Gipfel gewabert, infolgedessen war die Abstrahlung gleich 0. Wir sind froh um die Schneeschuhe. Wir beschleunigen kurz das Tempo, als wir die gigantische Rutschbahn durchqueren, und stehen bald am Einstieg. Eine tolle, hochalpine Szenerie, gigantische Seracs links und rechts, und wir mittendrin!
Wir wählen die Linie, welche ziemlich direkt dem Pfeiler folgt, und grob in drei Teile unterteilt werden kann: Zuerst ein wenig ausgeprägtes Couloir etwas rechts von der Kante, dann einem kombinierten Mittelteil auf der Pfeilerkante, und zuletzt die steile NE-Wand des Piz Spinas. Im Voraus haben wir befürchtet, der Schnee könnte grundlos tief und pflotschig sein. Aber zum Glück zieht eine tief ausgefräste Lawinenrunse das Couloir hinunter, welche ein äussert effizientes und bequemes Höhersteigen erlaubt. Bingo!
Das Couloir ist knappe 45° steil, wir verzichten hier auf das Seil. Schon nach einer knappen Stunde erreichen wir das Ende des Couloirs und erreicht die eigentliche Pfeilerkante. Das Gelände wird kombiniert.
Bei schlechten Verhältnissen müsste man hier über brüchige Platten hochgurken, bei perfekten Bedingungen würde sich durch harten Schnee jeglicher Felskontakt vermeiden lassen. Wir haben es irgendwo dazwischen erwischt, der Schnee bedeckt zwar den Fels, ist aber weich. So muss doch immer wieder mal sorgfältig im Fels gehookt werden. Ab und zu darf auch das teilweise die Felsen bedeckende, allerdings viel zu weiche Eis gehackt werden.
Wir erreichen einen breiten, steileren Felsriegel, und queren über ein Schneeband nach links, um die NE-Wand des Piz Spinas zu erreichen. Hier steigen wir ziemlich gerade hoch. Der Schnee ist tief, das Spuren anstrengend. Zum Glück können wir uns abwechseln. Und auch der Gipfel des Piz Palü rückt immer näher!
Wir erreichen wieder die Kante des Pfeilers, und folgen dieser in anhaltend steilem Gelände bis unter die Gipfelfelsen. Diese sehen recht unangenehm verschneit aus. Deshalb entscheiden wir uns für eine etwa 80m lange Traverse nach links in der Gipfelwand bis zu einer kleinen Scharte, wo sich der Grat erreichen lässt. Die Traverse im hier etwas über 50° steilen Firn ist ausgesetzt, und auf den letzten 20 Meter blank. Schon nach wenigen Metern brennen die Waden! Für mich eine neue Erfahrung, ich vermute dass mein weicher Sommer-Bergschuh sich eher weniger für steiles Eis eignet. Diesbezüglich ist mein Winterschuh, ein La Sportiva Spantik, ein super Gerät, allerdings wäre er viel zu warm im Sommer.
Nach einigen beherzten Pickelschlägen stehen wir auf dem Grat. Geschafft! Der Rest auf den Hauptgipfel ist reine Formsache, und kurz vor 10 Uhr stehen wir auf dem flachen Gipfel des Piz Palüs. Völlig alleine - die Handvoll Skifahrer sind bereits wieder abgefahren.
Der Abstieg über den Normalweg ist dann ziemlich ätzend - tiefer Nassschnee, drückende Temperaturen. Als 'Höhepunkt' dann der Gegenanstieg zur Diavolezza - wo als Belohnung ein kühles Bier und eine warme Dusche wartet!
Für den Sonntag wäre eigentlich noch ein eisiges Abenteuer am Piz Cambrena geplant gewesen. Aufgrund der viel zu hohen Temperaturen haben wir uns dann aber gegen Eis und für Fels entschieden. Schliesslich lockt am Berninapass einer der besten Klettergebiete von ganz Graubünden! Und ja, der rauhe, grossgriffige Kalk am Piz Lagalb erfüllt tatsächlich auch anspruchsvolle Felsliebhaber.
Facts:
Piz Palü, Spinaspfeiler, S, 50°, M2
Schöne, recht anhaltend steile Eistour über den rechten der drei Pfeiler. Vielleicht am ehesten noch mit dem Triftjigrat am Zermatter Breithorn zu vergleichen, wobei er vielleicht ein Tick weniger steil, dafür wesentlich anhaltender ist. Auf den 700hm gibt es keinen flachen Platz, um den Rucksack abzulegen! Ebenfalls zu beachten sind die objektiven Gefahren des Zustieges - hier Augen offenhalten und einen Gang höher schalten!
Material: Zwei Eisgeräte, ein paar Schrauben, reduziertes Set Klemmkeile und Friends für den Mixed-Teil. Bei schlechteren Verhältnissen evtl. Schlaghaken.
Ach ja, die Fotos in diesem Blog sind mit meiner neuen Kamera aufgenommen - Fujifilm X100. Bin sehr zufrieden mit dem Resultat!
Foto tk |
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